Geschichte des Harzer Roten Höhenviehs

Ursprünge

Rotes Höhenvieh war in verschiedenen Schlägen (Ausprägungen) in europäischen Mittelgebirgen verbreitet. Unter den speziellen Bedingungen des Harzes entwickelte sich jedoch aus den Schlägen Süd- und Mitteldeutschlands ein eigener Schlag, das Harzer Rote Höhenvieh. Dieses gilt als eine der ältesten und ursprünglichsten Nutztierrassen. Verbreitet war das Harzer Rote Höhenvieh insbesondere bei Bergleuten, die als Kleinbauern häufig nur ein bis drei Kühe hielten.

Nutzung

Das Rote Höhenvieh wurde als klassisches Dreinutzungsrind eingesetzt. Die Tiere wurden also nicht nur zur Milch- und Fleischerzeugung gehalten, sondern ebenfalls als Arbeitstiere für die Feldarbeit eingesetzt. In dieser Nutzungsform machte das rote Höhenvieh zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Hochlagen mancher Mittelgebirge noch bis zu 90 Prozent des Rinderbestands aus.

Vom Aussterben bedroht?

Zu diesem Zeitpunkt setzten jedoch verschiedene Entwicklungen ein, die fast zu einem vollständigen Verlust des Roten Höhenviehs führten. So wurde die Feldarbeit durch die Entwicklung von Traktoren und entsprechenden Anbaugeräte zunehmend mechanisiert. Dadurch verlor das Rote Höhenvieh seine Bedeutung als Arbeitsrind vollständig, während der Bedarf an Milch und Fleisch stetig wuchs. Das Rote Höhenvieh wurde somit durch spezialisierte Hochleistungsrassen verdrängt. In der Folge machte das Rote Höhenvieh Ende der 1950er-Jahre am gesamten deutschen Rinderbestand nur noch weniger als einen Prozent aus. In den 1960er-Jahren war die Rasse schließlich beinahe ausgestorben, sodass die offizielle Zucht des Harzer Roten Höhenviehs 1968 eingestellt wurde.

Rettung des Harzer Roten Höhenviehs

Mitte der 1980er-Jahre wurden überraschend tiefgefrorene Samenportionen eines alten Höhenviehbullen entdeckt. Diese wurden genutzt, um zusammen mit noch lebenden weiblichen Tieren die Zucht wieder aufzunehmen. Seitdem gibt es konkrete Bemühungen, die Population des Harzer Roten Höhenviehs zu erhalten und wieder zu vergrößern. Dennoch lag der Bestand Mitte der 1990er-Jahr bei nur 360 Kühen, während er heute wieder bei knapp 700 Kühen liegt. Dennoch gilt das Harzer Rote Höhenvieh weiterhin als vom Aussterben bedrohte Rasse. Die Zucht des Harzer Roten Höhenviehs ist somit ein wichtiger Beitrag zum langfristigen Erhalt der genetischen Vielfalt.